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Rettungsversuche

Vor ein paar Tagen hatten mein Mann* und ich einen Streit. Worum es ging, weiss ich nicht mehr (daher nehme ich an, dass es sich nicht um ein existentiell wichtiges Problem handelte, obwohl ich das in diesem Moment sicherlich dachte). Am Anfang war alles noch ziemlich entspannt und wir haben wie normale Menschen miteinander geredet. Doch ziemlich schnell merkte ich, wie es um uns beide irgendwie eng wurde und Spannung aufkam. Der Tonfall wurde weniger sanft, die Aussagen klangen immer mehr nach Vorwürfen. Beste Voraussetzungen für einen üblen Streit. Doch dann machte mein Mann plötzlich einen Witz, über den wir beide lachen mussten. Und schwups war die Spannung weg und es wurde wieder weit. Mein Kopf wurde klar und ich besann mich, dass ich eigentlich wirklich nicht über dieses Thema streiten wollte, entschuldigte mich, gab meinem Mann einen Kuss und wir beschlossen, falls nötig am Wochenende nochmals darüber zu sprechen. Unser Abendessen ging entspannt weiter. Wie kam es zu dieser Wende?


Stopp!

Mit dem Witz hat mein Mann es geschafft, die entstehende Spirale der Negativität zu durchbrechen. Der bekannte Paarforscher John Gottman nannte diese Unterbrechungen „Rettungsversuche“. Eine der wichtigsten Strategien, die wir für unsere Beziehung lernen können, ist, solche Rettungsversuche zu unternehmen und von unserem Partner anzunehmen. In der Hitze des Gefechts ist das gar nicht so einfach. Aber man kann es üben!


Funktioniert das?

Ob solche Rettungsversuche funktionieren, hängt aber auch davon ab, in welchem Zustand sich unsere Beziehung befindet. Wenn wir beide ziemlich unglücklich sind und unsere Beziehung in den letzten Monaten immer von Negativität geprägt war, ist es natürlich schwierig, sich aufzuraffen und in einem Streit einen Rettungsversuch zu unternehmen. Ebenso werde ich mich eher sträuben, den unbeholfenen Versuch meines Partners, den Streit zu unterbrechen, zu würdigen und darauf einzugehen. Die Frage ist, wie wir aus dieser dauerhaften Negativität herauskommen? Und eine Möglichkeit ist, dass wir uns eben trotzdem oder gerade deshalb darin üben, Rettungsversuche zu unternehmen, zu erkennen und anzunehmen.


Wie?

Rettungsversuche können so individuell und unterschiedlich sein, wie unsere Beziehung und unsere Persönlichkeiten. Es kann jedoch auch hilfreich sein ein paar gemeinsam festgelegte „Codes“ zu haben, die benutzt werden können, um eine eskalierende und nicht zielführende Diskussion zu unterbrechen. Solche „Codes“ haben den Vorteil, dass sie vom Partner (meist) schnell erkannt werden und er den Rettungsversuch dadurch besser annehmen kann. Ausserdem ist es manchmal schwierig, sich einen guten Rettungsversuch auszudenken, wenn man mitten im Streit steckt. Gottman macht einige Vorschläge von konkreten Sätzen, die je nach Situation hilfreich sein können. Ein paar sollen hier beispielhaft genannt werden. Manchmal kann es sinnvoll sein, seine Gefühle auszudrücken („Ich bekomme Angst“,„Ich fühle mich überflutet“), sich selbst und den Partner zu beruhigen („Kann ich das zurücknehmen?“, „Können wir eine Pause machen?“), sich zu entschuldigen und versöhnlich zu sein („Wie kann ich es besser machen?“, „Lass mich noch einmal sanfter beginnen“, „Ich kann meinen Anteil in all dem sehen“, „Ich habe überreagiert. Entschuldigung.“), dem anderen zu zeigen, dass man sich auch von ihm beeinflussen und auf ihn einlässt („Du fängst an, mich zu überzeugen“, „Ich finde, deine Meinung macht Sinn“, „Lass uns unsere gemeinsame Basis suchen“), die Dynamik zu stoppen („Ich bin vielleicht auf dem falschen Gleis“, „Lass und eine Pause machen“, „Einigen wir uns darauf, uneinig zu sein“) oder die Negativität mit Positivität zu durchbrechen („Das ist ein gutes Argument“, „Ich weiss, dass es nicht deine Schuld ist“, „Das ist nicht dein Problem, das ist unser Problem“, „Ich liebe dich“). Natürlich kann man diese Sätze für sich selbst anpassen, damit sie nicht künstlich klingen. Für manche funktioniert auch Humor, eine Umarmung oder auch einfach der simple Satz: „Das ist ein Rettungsversuch!“


Wie?

Rettungsversuche können so individuell und unterschiedlich sein, wie unsere Beziehung und unsere Persönlichkeiten. Es kann jedoch auch hilfreich sein ein paar gemeinsam festgelegte „Codes“ zu haben, die benutzt werden können, um eine eskalierende und nicht zielführende Diskussion zu unterbrechen. Solche „Codes“ haben den Vorteil, dass sie vom Partner (meist) schnell erkannt werden und er den Rettungsversuch dadurch besser annehmen kann. Ausserdem ist es manchmal schwierig, sich einen guten Rettungsversuch auszudenken, wenn man mitten im Streit steckt. Gottman macht einige Vorschläge von konkreten Sätzen, die je nach Situation hilfreich sein können. Ein paar sollen hier beispielhaft genannt werden. Manchmal kann es sinnvoll sein, seine Gefühle auszudrücken („Ich bekomme Angst“,„Ich fühle mich überflutet“), sich selbst und den Partner zu beruhigen („Kann ich das zurücknehmen?“, „Können wir eine Pause machen?“), sich zu entschuldigen und versöhnlich zu sein („Wie kann ich es besser machen?“, „Lass mich noch einmal sanfter beginnen“, „Ich kann meinen Anteil in all dem sehen“, „Ich habe überreagiert. Entschuldigung.“), dem anderen zu zeigen, dass man sich auch von ihm beeinflussen und auf ihn einlässt („Du fängst an, mich zu überzeugen“, „Ich finde, deine Meinung macht Sinn“, „Lass uns unsere gemeinsame Basis suchen“), die Dynamik zu stoppen („Ich bin vielleicht auf dem falschen Gleis“, „Lass und eine Pause machen“, „Einigen wir uns darauf, uneinig zu sein“) oder die Negativität mit Positivität zu durchbrechen („Das ist ein gutes Argument“, „Ich weiss, dass es nicht deine Schuld ist“, „Das ist nicht dein Problem, das ist unser Problem“, „Ich liebe dich“). Natürlich kann man diese Sätze für sich selbst anpassen, damit sie nicht künstlich klingen. Für manche funktioniert auch Humor, eine Umarmung oder auch einfach der simple Satz: „Das ist ein Rettungsversuch!“


Und dann? Nicht immer ist nach einem Rettungsversuch der Streit automatisch beendet und manchmal ist es wichtig, dass Probleme zu Ende diskutiert werden. Ein Rettungsversuch kann aber dabei helfen, Spannung zu reduzieren, inne zu halten und sich zu überlegen, ob es sinnvoll ist, das Gespräch zu vertagen oder ob die Diskussion auf konstruktivere Weise und als Team fortgesetzt werden kann. Rettungsversuche sind also kleine Helfer, die uns davor schützen, unserer Beziehung durch Negativspiralen und destruktive Konflikte zu schaden und uns als Paar liebevoller zu begegnen.


(Die Beispiele im Text sind fiktiv) Dieser Eintrag basiert auf einem Abschnitt von John M. Gottman: „Die 7 Geheimnisse einer glücklichen Ehe“ geschrieben von Noëmi Ruther

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