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Wunder Beziehung

Die Wissenschaft weiss bis heute nicht, warum Liebe in der Evolution entstanden ist, aber es gibt Hinweise, worunter sie leidet und wie man sie pflegen kann.


Aller Anfang wohnt ein Zauber inne Neues ist zunächst immer aufregend und faszinierend, aber nach einer Weile beginnen wir uns daran zu gewöhnen. Wir haben das Bedürfnis nach Abwechslung und Bekanntes verliert schnell mal seinen Reiz. Das ist mit Orten, Dingen aber eben manchmal auch mit meiner Partnerin so. Und ehrlich gesagt spielt es nicht einmal wirklich eine Rolle, wie attraktiv, intelligent und supertoll ich meine Partnerin am Anfang fand. Wir sind alle diesem Mechanismus unterworfen. Mit der Zeit kann sich mein Blick ganz schön verändern: Am Anfang fand ich fast alles an ihr interessant und toll und die Hormone waren ganz schön aktiv. Doch mit der Zeit werden Eigenschaften, die ich vielleicht sogar gut fand, irgendwie nervig und immer mehr stört mich an ihr. Brauche ich einfach einen neuen Kick?


Schöner, besser, toller Zu hohe und unrealistische Erwartungen machen es uns schwer. Meine Partnerin sollte zuvorkommend, interessiert, unterstützend, gleichzeitig aber auch unabhängig und sexy sein und mir ja genügend Freiräume lassen. Ganz schön hohe Ansprüche. Eine solche Liste löst einerseits Druck aus, und andererseits werde ich wahrscheinlich ziemlich enttäuscht. Besonders schwierig ist die Erwartung, dass meine Partnerin immer wissen sollte, wie es mir geht und was ich brauche, wenn sie mich wirklich liebt (ohne dass ich ihr dies alles mitteile). Auch bei aller Liebe kann sie diese Erwartung langfristig nicht erfüllen und wir werden beide unglücklich. Die Wegwerfmentalität unserer Gesellschaft ist hier nicht gerade hilfreich. Manchmal ist es einfacher, sich zu trennen und eine neue Partnerin zu suchen, anstatt für die Beziehung zu kämpfen. Aber ist das wirklich immer die beste Lösung?


Stress Unter Stress sind wir besonders geneigt, den (auf den ersten Blick) einfacheren Weg zu wählen. Die Wahrheit ist: Eine neue Beziehung ist nach dem aufregenden Anfang den gleichen Gesetzen unterworfen, mit der Zeit wird auch der Reiz der neuen Partnerschaft verblassen. Das Problem ist also nicht gelöst. Die Auswirkung von Stress auf unsere Beziehung sollten wir aber auch allgemein nicht unterschätzen. Denn unter Stress haben wir einfach weniger Ressourcen, um uns um unsere Beziehung „zu kümmern“ und während wir versuchen, den Stress zu bewältigen, wird die Beziehung hinten angestellt. Dabei brauchen wir doch gerade in diesen Situationen jemanden an unserer Seite.


Stress von aussen Stress hat oft erstmals gar nichts mit der Beziehung zu tun. Er entsteht bei der Arbeit, weil wir den Bus verpasst haben, Konflikte mit den Nachbarn haben oder eine Kombination aus allem zusammen. Doch dieser Stress kann für die Beziehung gefährlich werden. Vielleicht reden wir uns ein, dass es sich nur um eine vorübergehende Phase handelt und die Partnerin halt jetzt etwas zurückstecken (oder einstecken) muss. Aber wir können einander schnell aus dem Blick verlieren. Wir nehmen uns weniger Zeit, sind schneller gereizt und merken nicht mehr, was wir für Signale erhalten und senden. Wenn sich meine Partnerin das Ganze dann nicht einfach gefallen lassen will, sondern selbst auch ärgerlich und abweisend reagiert, kann die Situation eskalieren. Dabei hatte der Stress doch eigentlich gar nichts mit uns zu tun. Stress bleibt lange unbemerkt und kann so „heimlich“ die Beziehung angreifen. Wenn ich mich nicht trotz der Alltagsanforderungen bewusst für meine Beziehung einsetze, beginnen wir plötzlich nebeneinander her zu leben.


Stress als Lustkiller Unter Stress hören wir uns nicht nur weniger gut zu oder schnauzen uns an, Stress beeinflusst auch unser Sexleben. Frauen haben unter Stress meistens weniger Lust auf Sex, da sie zu sehr mit der stressigen Situation beschäftigt sind. Männer nutzen die Sexualität manchmal als Ventil, um ihren Stress abzubauen und sich zu entspannen.


Wieso ich dich liebe Nur weil wir uns mit der Zeit an unsere Partnerin gewöhnen, muss sie nicht langweilig werden und ihren Reiz verlieren. Manchmal muss ich mich vielleicht bewusst fragen: Was nehme ich als zu selbstverständlich hin, was eigentlich sehr schön an meiner Partnerin und meiner Beziehung ist? Welche Eigenschaften schätze ich besonders, und das noch immer? Damit die Beziehung lebendig bleibt, muss ich sie aber auch genauso wichtig nehmen, wie andere Bereiche meines Lebens. Das bedeutet, dass ich mich eben aktiv um die Beziehung „kümmere“. Wir können uns beide um schöne Erlebnisse und Momente bemühen und dabei kreativ bleiben. Es braucht die Energie und die Ideen von uns beiden. Wenn wir es schaffen, unsere Beziehung lebendig zu erhalten, dann kann sie für beide zu einer ganz wichtigen Ressource werden. Und gerade in der Bewältigung von Stress können wir einander unterstützen. In einem ersten Schritt ist es zwar wichtig, dass wir versuchen selbst mit dem Stress umzugehen, aber gerade bei schwierigen Themen, die uns fest belasten, können wir uns gegenseitig unterstützen.


Stress bewältigen Wenn ich also meiner Partnerin von meinen Belastungen erzähle, ist es wichtig, dass ich nicht nur die Situation beschreibe, sondern mich auch öffne. Ich kann über meine Gefühle, meine (enttäuschten) Bedürfnisse, meine Gedanken und Wünsche sprechen, die damit verbunden sind. Das hilft meiner Partnerin, mich besser zu verstehen. So kann sie auch besser nachvollziehen, weshalb die Situation für mich so schlimm war, besser auf mich eingehen und mir Unterstützung anbieten, die ich wirklich brauche. Man braucht schliesslich nicht immer einfach einen Tipp. Bewusst Stress abzubauen (alleine oder zu zweit) ist auch wichtig für unser Sexleben. Denn wenn wir nicht entspannt sind, keine Musse und Zeit haben, wird es schwierig, uns gehen zu lassen und den Sex wirklich zu geniessen. Wenn wir uns gegenseitig unterstützen und persönliche Gespräche führen, kommen wir uns nahe und schaffen emotionale Intimität. Nicht selten ist dann auch der Schritt zur sexuellen Intimität leichter. Mehr dazu im Buch „Bevor der Stress uns scheidet: Resilienz in der Partnerschaft“ von Prof. Dr. Guy Bodenmann (2015). geschrieben von Noëmi Ruther

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