Früher oder später werden irgendwelche Ereignisse unser Alltagsleben erschüttern und dadurch auch unsere Beziehung auf die Probe stellen: Mein*e Partner*in verliert ihren Job, mein Vater wird schwer krank und braucht plötzlich viel Pflege oder ich selbst erhalte eine lebensverändernde Diagnose. Wenn wir es als Paar schaffen, uns in solchen Phasen zu unterstützen, können diese schwierigen Ereignisse unser „Wir-Gefühl“ stärken und uns „zusammenschweißen“, und wir können uns in der schwierigen Zeit gegenseitig unterstützen.
Unser Problem Schicksalsschläge betreffen immer beide. Nicht nur meine Partnerin, die den Job verloren hat, steht vor einer Herausforderung und nicht nur ich, der eine schwere Diagnose erhalten hat, habe Ängste und Sorgen. Es hilft darum nicht, wenn wir uns in die Rollen des Betroffenen und des Unbeteiligten, des Helfers und des Gesunden begeben. Die Situation ist nicht dein oder mein Problem, sondern unser Problem. Das heisst aber auch, dass wir das Problem gemeinsam angehen und wir beide etwas zur Verbesserung der Situation beitragen können.
Ich helfe dir und du hilfst mir Wenn es mir nicht gut geht, ich krank bin oder Probleme habe, ist mein*e Partner*in einer der wichtigsten Unterstützungen überhaupt. Eine glückliche Beziehung puffert schwere Belastungen ab. Die Michigan Herzinfarkt-Studie zeigte zum Beispiel, dass 2 Jahre nach einem Herzinfarkt von den Patienten in glücklicher Beziehung noch 70 % lebten, während von den Patienten in unglücklichen Beziehungen nur noch 45 % am Leben waren. Es wird vermutet, dass die Qualität der Unterstützung des Partners eine entscheidende Rolle spielte. Wenn ich krank bin, brauche aber nicht nur ich Unterstützung, sondern manchmal auch meine Partnerin. Wenn ich eine körperliche oder psychische Einschränkung habe, kann ich vielleicht nicht mehr alles für meine Partnerin tun, aber trotzdem braucht auch sie manchmal emotionale Unterstützung, Verständnis und Wertschätzung von mir. Das ist auch wichtig, damit unsere Beziehung nicht einseitig wird. Ich bekomme so auch das Gefühl, dass ich etwas „zurückgeben“ kann.
Die Welt mit deinen Augen Es ist wichtig, dass wir darüber reden, was belastende Ereignisse mit uns machen, welche Bedeutung sie für uns haben und wie wir uns dabei fühlen. Manchmal ist es gut vorher abzumachen, wie lange man über bestimmte schwierige Themen sprechen will. Wenn ich weiss, dass mein*e Partner*in jetzt eine halbe Stunde über das schwere Ereignis sprechen wird und wir uns anschliessend wieder etwas anderem widmen, hilft mir das vielleicht, mich für diese Zeit ganz auf sie einzulassen. Dabei sollte ich versuchen, mich wirklich in mein*e Partner*in hineinzuversetzen. Wenn ich das Gefühl habe sie zu verstehen, kann ich sie auch besser unterstützen, aufmuntern und ihr vielleicht auch eine andere Sichtweise aufzeigen. Abwertende Kommentare und Vorwürfe sollten vermieden werden – auch wenn das nicht immer einfach ist – und meine Unterstützung sollte ehrlich gemeint sein. Sonst kann es schnell passieren, dass sich meine Partnerin zurückzieht oder wir in eskalierende Konflikte geraten. geschrieben von Noëmi Ruther
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