Stressbewältigung, oder zu Englisch «Coping», ist der Prozess, in welchem Stress reguliert wird. Da Stress aus der Interaktion zwischen Mensch und Umwelt entsteht, kann die Stress-Regulation sowohl durch die Veränderung im Umgang des Individuums mit dem Stressor (Assimilation) oder aber durch die Veränderung der Umweltbedingungen (Akkomodation) erfolgen. Ziel des Copings ist es, die psychische und körperliche Unruhe und Belastung durch Stress wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Die Bewältigungsmethoden zur Stress-Regulation können objektiv betrachtet sowohl gesundheitsförderlich als auch als riskantes Gesundheitsverhalten sein (Essen bei Stress kann zu Übergewicht führen, Zigaretten rauchen, Alkoholkonsum, etc.). Beide reduzieren kurzfristig den Stress, wobei die riskanten Verhaltensweisen wiederum zu mehr Stress führen können, wenn beispielsweise mit dem Rauchen aufgehört werden soll. Hast du dich schon einmal dabei ertappt, wie du versucht hast, Stress zu bekämpfen und dich danach jedoch noch gestresster, als zuvor gefühlt hast?
Motivation des Coping
Wie kommen wir überhaupt dazu, uns gegen Stress zu wehren? Welche Gründe sind dir bekannt, weshalb du eine Veränderung suchst, wenn du wirklich gestresst bist? Laut der Forschung sind zwei primäre Motivatoren bekannt, weshalb Menschen eine Strategie zur Stressbewältigung anwenden. Primär geht es darum, die Probleme zu lösen, welche uns aus dem Gleichgewicht bringen. Sei dies, wenn man die Kinder nicht zur Kita fahren kann und nun nach einer Person sucht, welche dies erledigen soll. Oder man muss noch ein Projekt bis Ende Woche fertig machen, wird dann aber krank und braucht einen Ersatz. Zweitens ist die Emotionsregulation ein Grund zur Stressbewältigung. Wenn man beispielsweise wegen eines wichtigen Events aufgeregt ist und dies einem tagelang den Schlaf raubt, so ist es vorteilhaft, wenn erwachte Emotionen beruhigt werden. Wenn ich mich gut auf den Event vorbereitet habe, weiss ich, dass ich das kann und spreche mir Mut zu, was mich beruhigt (Emotionsregulation).
Verschiedene Coping-Formen Es gibt viele Einteilungen und Klassifikationen im Umgang mit Stress. Neben dem motivationalen Aspekt kann man die Bewältigungsstrategien auch in zeitlicher Reihenfolge betrachten. Relatives Coping zeichnet sich durch Strategien aus, welche die Bewältigung von stressigen Ereignissen beschreiben, welche bereits zuvor eingetroffen sind. Beim antizipatorischen Coping werden zukünftige Stress-Ereignisse vorhergesehen und vermieden. Man kann aber auch Widerstandsressourcen aufbauen, um auf zukünftige kritische Lebensereignisse besser gewappnet zu sein (proaktives Coping). Auch präventive Bewältigungsstrategien, zu welchen auch die Gesundheitsprävention gehört, sind möglich. Natürlich können diese Coping-Strategien sowohl auf individueller Ebene als auch auf der Paar-Ebene (Dyade) angewendet werden.
Förderung von Stress-Bewältigungsstrategien Es gibt diverse Interventionen, die darauf abzielen, die Coping-Strategien von Einzelpersonen und Paaren zu fördern. Darin kann es unter anderem darum gehen, Stress-Theorien zu vermitteln. Dadurch wird die Sensibilisierung auf das Thema angeregt, wobei das Verständnis für kritische Lebensereignisse und deren Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit werden gestärkt. Zudem kann mit stressinduzierenden Kognitionen gearbeitet werden, damit diese erkannt und modifiziert werden. Gedanken, wie ein zu hoher Leistungsdruck oder eine überanspruchsvolle Haltung an sich selbst werden zu funktionalen Kognitionen umgewandelt, welche keinen Stress mehr auslösen. Manche Interventionen bieten ein Problemlösetraining an, welches Individuen und Paare zur selbstständigen Problemlösung anleitet. Zusätzlich können in Coping-Interventionen auch Entspannungstechniken gelehrt werden, welche helfen sollen, die körperliche und psychische Anspannung zu senken.
Paarlife und Stressfit Paarlife ist, wie sicherlich bereits bekannt ist, ein präventives Paarangebot zur Stärkung der Partnerschaft und Revitalisierung. Darin enthalten ist auch ein Problemlösetraining, welches Paaren zeigt, wie sie gemeinsam mit Alltagsproblemen sowie kritischen Lebensereignissen umgehen können. Zudem wird das ganze Basiswissen zu Stress erklärt und betrachtet, wie man als Paar damit umgeht. Der Fokus von Paarlife liegt auf dem dyadischen Coping, dem gemeinsamen Umgang mit Stress als Paar. Dabei ist es essentiell, dass Paare lernen, wie sie mit stressigen Situationen umgehen und gemeinsam darüber sprechen, damit Stress sowohl auf der Problemebene, als auch auf der Emotionsebene bewältigt werden kann. Bei der Revitalisierung geht es darum, wieder Leidenschaft in die Beziehung zu bringen und den partnerschaftlichen Austausch zu stärken. Stressfit hat eine ähnliche Funktion, ist jedoch noch stärker auf das Thema Stress fokussiert und richtet sich an Einzelpersonen. Darin werden die Teilnehmer für das Thema Stress sensibilisiert und lernen, wie sie stressige Lebenssituationen am besten bewältigen und die eigenen Ressourcen dafür einsetzen können. Das Ziel ist es, dass eine gesunde Work-Life-Balance hergestellt werden kann.
Wie sieht es bei dir aus? Kannst du stressige Situationen gut handhaben? Und hast du das Gefühl, dass dir bestimme Coping-Strategien besonders helfen? Nicht jeder Mensch ist gleich, wodurch auch der Umgang mit kritischen Lebensereignissen äusserst unterschiedlich ist. Wichtig ist jedoch, dass man sich klar macht, was genau Stress ist, wie er im eigenen Alltag ausgelöst wird und womit man ihn aktiv bekämpfen kann. Denn Stress kann kurz- sowie langfristig Folgen für die eigene mentale und körperliche Gesundheit haben. Es gilt daher, sich mit Stress aktiv auseinanderzusetzen, um die eigene Energie für die wichtigen und schönen Dinge des Lebens zu sparen. Dieser Eintrag basiert auf dem Artikel Stressbewältigung von Guy Bodenmann und Simone Gmelch aus dem Jahr 2008. geschrieben von Rebecca Vollenweider
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